Die Einkaufsliste

Jura Studium – die ultimative Einkaufsliste

Grundausstattung für das Jura-Studium.

Immer im Herbst und im Frühling ist es soweit – viele Erstsemester werden zum Sommer- bzw. Wintersemester ihr Jura-Studium beginnen. Es ist noch etwas Zeit sich darüber Gedanken zu machen, welche Literatur man sich kaufen sollte. Dieser Beitrag soll eine erste Hilfestellung sein (Die Links führen zu Amazon – Es gibt jedoch zahlreiche Alternativen!)

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Gesetzestexte

Das Wichtigste zuerst – die Gesetzestexte. Viele Rechtsfragen aus den ersten Semestern lassen sich durch das Studium der Gesetzesbücher lösen. Bis zum Hauptstudium sind die Taschenbuchausgaben absolut ausreichend. Ich kann nicht empfehlen, schon im ersten Semester sich einen Schönfelder nebst Ergänzungsband zu kaufen. Abgesehen davon, dass diese Bücher extrem schwer sind, sind sie zudem sehr teuer. Schon die Erstanschaffung kostet etwa 30,00 € bis 40,00 €. Dazu kommen die Nachlieferungen, die jeweils etwa 6 – 20 € kosten und in unregelmäßigen Abständen eure Zeit beim Einsortieren der hauchdünnen Seiten rauben. Diese Zeit ist viel besser ins Lernen zu investieren.

Nun also die Top 3 Gesetzestexte für’s Erste:

Bürgerliches Gesetzbuch BGB
(DTV Verlag)

den AT und BT Teil werdet ihr bis zum Hauptstudium so oft lesen, dass ihr die Paragrafen im Schlafen können werdet.


Strafgesetzbuch (DTV Verlag)

Auch dieses Gesetz hat einen AT und BT Teil. Anders als das BGB sind die Vorschriften weniger sperrig – man lese nur § 212 StGB. Hinter dieser einfachen Formulierung verstecken sich juristische Probleme, die auch heute nicht geklärt sind und viele Regalmeter an Kommentarliteratur füllen.


Öffentliches Recht (DTV Verlag)

Hier lassen sich Vorschriften für die Vorlesungen zu Grundrechten und Verwaltungsrecht finden. Beim Verwaltungsrecht ist zu beachten, dass in jedem Bundesland unterschiedliche Vorschriften bestehen können. Dieses Buch bildet nur das Bundesrecht ab. Das reicht zwar in den meisten Fällen in den ersten Semestern völlig aus – euer Dozent kann aber auch andere Buchempfehlungen hierzu geben, um auch das Landesrecht abzubilden. In NRW wird oft dieses empfohlen: Landesrecht Nordrhein-Westfalen: Textsammlung



Das war’s: mehr benötigt ihr für den Start an Gesetzesliteratur wirklich nicht. Wichtig ist, dass die Bücher möglichst aktuell sind. Eine Gesetzessammlung z.B. aus 2006 ist aktuell nichts mehr wert  – zu viele Gesetzesänderungen sind seitdem erfolgt.

Die aktuellsten Gesetzeswerke lassen sich im Internet aufrufen.

Die besten Quellen hierfür sind meines Erachtens: http://www.dejure.de und http://www.buzer.de. Landesrecht muss man allerdings auf den jeweiligen Webseiten des Landesjustizministeriums suchen. In NRW z.B unter: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_start (in Google sucht man nach Landesrecht Bundesland)

Erwähnenswert sind noch die Gesetzessammlungen von Nomos: Zivilrecht – Öffentliches Recht – Strafrecht: Textsammlung. In diesen drei Gesetzesbüchern sind die drei größten Rechtsgebiete sehr umfassend vertreten. Allerdings hat diese Ausführlichkeit auch ihren Preis: aktuell kosten die drei Bände 72,00 €. Auch ihr Gewicht ist nicht zu vernachlässigen.

Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte, kann auch komplett digital und zudem kostenlos lernen. Alles was man braucht ist ein Tablet oder ein Smartphone. Unter Android empfehle ich Lawdroid und Jlaw. Letztere ist nicht bloß eine Gesetzessammlung, sondern enthält auch viele Urteile mit Volltextsuche. Die iPhone- Fraktion greift zu Gesetze – Bund / Bayern oder LX Gesetze.

Es ist sehr wichtig, dass man mit den Gesetzen in den Gesetzesbüchern arbeitet, liest, markiert und unterstreicht. Daher empfehle ich, die Apps nur als Ergänzung – nicht aber als ausschließliches Lernmittel. Da in den Klausuren alleine die Gesetzesbücher zugelassen sind, muss man den Umgang damit schon ab dem ersten Studientag lernen – in der Klausur wird man es sonst bereuen.

Fachlehrbücher

Neben den Gesetzesbüchern, braucht man auch didaktische Literatur. Hier werden die Dozenten zu Beginn jeder Veranstaltung ihre Tipps geben.

Wichtig ist zu wissen, dass es nicht „DAS“ Lernbuch gibt. Zu jedem Fach gibt es hunderte „Einführungen“, „Grundwissen-Bücher“, „Lernkommentare“ uns vieles andere. Es empfiehlt sich, einmal in Uni-Bib zu setzen und sich einige Exemplare pro Fach anzuschauen, probe zu lesen und zu blättern.

Ich für meinen Teil konnte ganz gut mit den Darstellungen von Rolf Schmidt BGB Allgemeiner Teil: Grundlagen des Zivilrechts; Methodik der FallbearbeitungStrafrecht Allgemeiner Teil: Grundlagen der Strafbarkeit; Aufbau des strafrechtlichen GutachtensStaatsorganisationsrecht: sowie Grundzüge des Verfassungsprozessrechts und des EU-Rechts lernen. Man muss jedoch wissen, dass viele Dozenten diese Art von didaktisch aufbereiteten Fachliteratur in den Facharbeiten für nicht zitierfähig halten. Es handelt sich um speziell aufbereitete Lernbeiträge und nicht um wissenschaftliche Abhandlungen.

Sehr empfehlenswert sind die Studienkommentare von Jacoby (Bürgerliches Gesetzbuch: Studienkommentar) und Joecks (Strafgesetzbuch: Studienkommentar).

Weniger gut fand ich die Reihe „Grundrisse des Rechts“. Aus meiner Sicht sind dort viele Darstellungen an den entscheidenden Stellen viel zu knapp und waren für mich deswegen oft unverständlich. Dagegen werden Nebenschauplätze breit getreten. Eine Ausnahme bildet meines Erachtens das Buch von Maurer Allgemeines Verwaltungsrecht (Grundrisse des Rechts). Das Buch hat derzeit den Auflagenstand 2017, dürfte aber weiterhin an den entscheidenden Stellen noch aktuell sein.

Für’s Zivilrecht würde ich Bücher von Brox (Allgemeiner Teil des BGB (Academia Iuris)) und Looschelders (Schuldrecht: Allgemeiner Teil (Academia Iuris)). Der besondere Teil von Looschelders hat mich jedoch weniger gut überzeugt. Da würde ich empfehlen mit Skripten von Alpmann und Schmidt zu lernen (dazu sogleich).

Für’s Strafrecht fand ich die Reihe von Beulke sehr gut: Strafrecht Allgemeiner Teil: Die Straftat und ihr Aufbau. Mit ebook: Lehrbuch, Entscheidungen, Gesetzestexte (Schwerpunkte Pflichtfach) und dazugehörige Klausurenbücher (I-III), wobei ich im ersten Semester das erste Buch der Reihe empfehlen würde: Klausurenkurs im Strafrecht I: Ein Fall- und Repetitionsbuch für Anfänger (Schwerpunkte Klausurenkurs)

BGB AT – Rolf Schmidt

Grundlagen des Zivilrechts; Methodik der Fallbearbeitung (März 2019)


Strafrecht Allgemeiner Teil

Grundlagen der Strafbarkeit; Aufbau des strafrechtlichen Gutachtens (September 2019)


Staatsorganisationsrecht

Staatsorganisationsrecht: sowie Grundzüge des Verfassungsprozessrechts und des EU-Rechts (März 2020)


Studienkommentar BGB (Jacoby)

Die Reihe der Beck Studienkommentare ist eine gelungene Mischung aus Lehrbuch, Kommentar und Skript. Ausbildungsrelevante Streitthemen werden so aufbereitet, wie der Korrektor sie in der Klausur lesen möchte (im Gutachtenstil). Ergänzend werden anschauliche Aufbauschemata präsentiert, die die Bearbeitung der Übungsfälle und Klausuren erleichtern. Ein besonderer Augenmerk wird darauf gelegt, die Systematik des Gesetzes und die Querverlinkungen der einzelnen Vorschriften zu veranschaulichen.


Studienkommentar STGB (Joecks)

Der Studienkommentar für StGB verfolgt das bewährte Konzept des BGB Kommentars und setzt dies entsprechend im Strafrecht um.


BGB AT – Brox / Walker

Allgemeiner Teil des BGB. Mir gefällt hier vor allem die visuelle Gestatung, die durch zahlreiche Schaubilder und schematische Darstellungen das Verständnis des Gelernten erleichtern.


Beulke/Wessels – Strafrecht AT

Die Straftat und ihr Aufbau (Lehrbuch). Die Darstellung erfolgt didaktisch sinnvoll anhand kleinerer Fälle, die die Struktur und Aufbau der Straftat veranschaulichen.


Beulke/Wessels Klausurenkurs I Strafrecht AT

Noch besser als das Lehrbuch eignet sich der Klausurenkurs zur frühzeitigen Vorbereitung auf die anstehenden Klausuren. Das Werk bietet Zugang zu etwa ein Dutzend gutachterlich aufbereiteten Klausurfällen mit ausführlichen lehrbuchartigen Erläuterungen zu den jeweilig aufgeworfenen Problemen. Prädikat: sehr empfehlenswert (auch die Folgewerke für die Fortgeschrittenen)!


Wie du merkst, können die Bücher ein kleines Vermögen kosten, wenn man sie alle kauft. Es geht aber auch günstiger: an vielen Unis sind die eBook Angebote von beck freigeschaltet. Dort lassen sich einige der Titel lesen. Es ist zwar weniger komfortabel aber es geht zur Not.

Noch ein Tipp: die Uni-Bibliotheken halten in der Regel eine Anzahl der beliebten Lehrbücher in ihrem Bestand vor. Allerdings sollte man beachten, dass es sich oft um ältere Auflagen handelt, sodass man hier etwas aufpassen muss, wenn man damit lernen möchte. In der Fachbibliothek deiner Fakultät müsstest du allerdings immer auch die aktuellen Auflagen zum Lesen und Lernen finden können.

Du wirst bald merken, dass die Vielfalt der Lern- und Lehrbücher einfach unglaublich ist. Hier kommt man nicht umhin, diese individuell zusammen zu suchen. Hierbei kann es passieren, dass das ausgesuchte Buch nicht zum eignen Lernkonzept passt. Das ist nicht schlimm – man muss einfach zeitnah auf die passendere Lektüre umsteigen. Ein Fehler wäre es daher, den Buchempfehlungen der Dozenten blind zu folgen. Auch wenn die Dozenten zu Beginn des Semesters ihre Buchempfehlungen und Literaturlisten verteilen werden, muss man diese wirklich als unverbindliche Empfehlungen auffassen. Je nach Lerntyp kann man mit mehr oder weniger wissenschaftlichen Darstellungen lernen.

Aus Gründen der Lerneffizienz kann ich nicht empfehlen, im ersten Semester die großen klassischen Darstellungen von Roxin oder Medicus Seite für Seite durchzulesen. Das kann man zur Vertiefung bestimmter Inhalte oder bei Wiederholung machen. Viel wichtiger ist es, zunächst die Struktur des Rechtsmaterie zu begreifen. Hierzu eignen sich am besten didaktisch aufbereitete Darstellungen.

Skripte und Fallbücher

Unbedingt zu empfehlen sind Fallsammlungen. Es gibt welche von Hemmer oder von Alpmann Schmidt. Für die erste BGB Klausur empfehle ich : Die Anfängerklausur BGB – das Buch gibt es inzwischen auch als günstige Kindle-Edition (eBook). Dieses Skriptartige Fallbuch führt Schritt für Schritt vor, wie man an eine Fallklausur herankommt und diese mithilfe des Gesetzes und des Gelernten auch löst. Auch wird der so wichtige Gutachtenstil eingeübt.

Vielfach belächelt, aber von mir als gut befunden sind die kurzen Lernbücher/Skripte von Rauda/Zenthöfer aus dem Richter Verlag (z.B: Strafrecht AT 25 Fälle). Das Tolle an diesen kleinen Büchern ist, dass sie günstig sind und so ziemlich alle Standardfälle für die ersten Semester enthalten. An dieser Stelle ist auch die Facebook-Webseite der Herren Rauda / Zenthöfer zu empfehlen.

Karteikarten

Es gibt von Hemmer, Alpmann Schmidt und anderen Anbietern fertige Karteikarten zum Lernen. Ich finde diesen Ansatz didaktisch nicht gut. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man am besten mit den Karteikarten lernt, die man selbst geschrieben hat.

Das Problem ist, dass auf den kleinen Kärtchen immer Platznot ist, sodass deren Verfasser immer gezwungen ist, sich kurz zu fassen. Wenn man dann diese Kurzfragen liest, die oft ohne Sachzusammenhang da stehen, kann man nicht immer nachvollziehen, welche Antwort erwartet wird. Beim Lernen führt das dann zur Frustration und nimmt jede Lernmotivation. 

Ich rate daher jedem, der mit Karteikarten lernen möchte, sich die Karteikarten besser selbst anzufertigen. Ich selbst habe im Laufe des Studiums über 800 Karteikarten angefertigt und damit immer wieder gelernt. Es ist zwar sehr viel Aufwand – aber wenn man es durchzieht, lohnt es sich richtig. Kostenlose Karteikartenvorlagen findet ihr hier, auf meiner Webseite.

Eine moderne Version der Karteikarte ist Anki – eine quelloffene Software für die Karteikartenverwaltung. Diese lässt sich sowohl im Web als auch auf den mobilen Geräten nutzen.

Fachzeitschriften

Juristen haben immer schon in Fachzeitschriften veröffentlicht. Dieses Publikationsmittel hat in der Vergangenheit schon so mancher Diskussion ein Forum geboten. Die wichtigsten Ausbildungszeitschriften sind Jus, JA, JURA und RÜ. Diese kann man gut sortiert in der Uni-Bib finden. Gratis-Ausgaben können in der Fachbuchhandlung in Uni-Nähe zu Beginn eines neuen Semesters abgeholt werden.

Man kann die Zeitschriften auch online im Uni-Netz lesen, sodass deren Abo nicht zwingend ist. Zu empfehlen ist die Webseite – ZJS. Dort erscheinen vier Mal im Jahr Fachbeiträge, Aufsätze und Buchbesprechungen von Autoren aus der Lehre und Praxis.

Für’s Strafrecht möchte ich noch die Webseite des Prof. Marxen an der HU Berlin empfehlen. Dort gibt es jeden Monat einen Fall des Monats – eine didaktisch vorbereitete klausurmäßige Falllösung.

IT Ausstattung

Ohne die richtige Technik geht auch das buchlastige Jurastudium leider nicht mehr. Folgendes sollte man sich anschaffen:

Laserdrucker – die sind nicht mehr so teuer wie früher, können aber sehr schnell und günstig drucken. Bereits in den ersten Wochen werden die Drucker zum Einsatz kommen, da viele Dozenten eigenes Skriptmaterial zur Verfügung stellen. Auch muss man viele Urteile und Aufsätze, sowie Kommentarliteratur ausdrucken, sodass sich diese Investition lohnt. Als günstiges, völlig unkompliziertes und bewährtes Modell möchte ich zu Brother 2370 raten.

Ein Smartphone – die ErstiGruppen in Facebook und WhatsApp werden eure Begleiter in den ersten Unitagen sein. Zudem hält man hierüber Kontakt zur Familie, Freunden und kann mittels Apps Gesetze und Urteile schnell nachlesen

Ein Laptop ist unverzichtbar für Hausarbeiten und sollte am besten über eine gute Akkulaufleistung verfügen.

Auch ein Internetanschluss ist ein Muss – wobei man hier ganz gut in der UniBib lernen kann.

Kleidung

Ja, es stimmt – Jurastudenten kann man gut an deren Outfits erkennen. Wer hierzu mehr erfahren möchte, liest diesen Zeit-Beitrag .

Trotz des umfangreichen Beitrags konnte ich nicht alles aufzählen, was man sich für das erste Semester alles kaufen kann. So habe ich die schönen Schönfelder-Umschläge und Buchstützen ebenso unerwähnt gelassen, wie die sehr empfehlenswerten Ohropax. Man muss es halt selbst herausfinden, was der Markt so hergibt für ein angenehmes Studiengefühl. Meine Empfehlungen basieren auf meinen Erfahrungen und sollen lediglich Ausgangspunkt für euer erfolgreiches Studium sein.